Kennst du deinen inneren Zoo?

Heute wird's ein bisschen länger - denn heute geht's um unser UNBEWUSSTES und unseren "inneren Zoo" an Anteilen (die sich in unseren Träumen als Traumfiguren zeigen), und da gibt's so einige Verwirrungen aufzudröseln ;-) Also, los geht's!

Im Alltag tun wir oft so, als wäre jede Person ein unteilbares, unveränderliches Ganzes:
“So bin ich halt”,
Das ist halt sein Charakter”.

Doch das stimmt nicht:
Warum sonst verhalten wir uns in verschiedenen Situationen (Arbeit, Familie, Freunde...) ganz verschieden?

Und vor allem: Warum wollen wir so oft das eine und tun das andere?

Ganz einfach: Jeder Mensch besteht aus verschiedenen Anteilen - einem riesigen "inneren Zoo".

Das kennst du bestimmt, z.B. wenn du sagst:
Der eine Teil von mir will dies und der andere das”, oder wenn du vom “inneren Kritiker” oder “inneren Schweinehund” oder “inneren Kind” sprichst.

Die meisten Menschen wechseln ständig zwischen verschiedenen Anteilen hin und her – oft ohne dass sie es merken! Auch du kennst das sicher:

👉 Mal bist du die angepasste Angestellte, nette Freundin oder fürsorgliche Mutter (soziale Masken / Rollen),
👉 am Kühlschrank übernimmt dann der
innere Schweinehund,
👉 und kurz danach übernimmt der
innere Kritiker,
👉 so dass kurz darauf die
Perfektionistin übernimmt und alles richtig machen will…
👉 und dann, wenn’s zuviel wird, kommt der rebellierende Teenager oder das trotzige Kind ans Licht,
👉... oder die großartige Heldin oder das arme Opfer.

Und so weiter! Jeder Mensch besteht aus unzähligen Anteilen – manche mehr, manche weniger bewusst.
Diese Anteile kannst du als Teilpersönlichkeiten verstehen - mit ganz verschiedenen Zielen und Wünschen, Emotionen und Gedanken, Körperhaltungen, Bewegungsmustern und Verhaltensweisen.

Doch die meisten Menschen wissen noch nicht mal, dass es diesen inneren Zoo gibt, und merken nicht, wie sie zwischen den Anteilen hin- und her wechseln…
und das führt zu allerlei Drama und Missverständnissen und Konflikten.

In deinen Träumen zeigen sich deine unbewussten Anteile in symbolischer Form als Traumfiguren, so dass du sie besser kennenlernen und bewusst machen kannst.


So verlieren sie die Macht, dein Leben zu bestimmen; und du kannst stattdessen ihre Schätze, Ressourcen und Fähigkeiten bewusst nutzen.

Die Macht unbewusster Anteile


Stell dir einen Eisberg im Meer vor. Der kleine Teil über dem Wasser entspricht den bewussten Anteilen (das, was wir als "Ego" bezeichnen), der Teil unter dem Wasser entspricht dem persönlichen Unbewussten, und das Meer dem kollektiven Unbewussten.


Das heißt: Das, was uns nicht bewusst ist, ist viel größer als das, was uns bewusst ist.

Wie diese Trennung von bewusst und unbewusst zustandekommt?


Das kannst du dir ganz grob so vorstellen:

Wenn wir in der Kindheit für ein Gefühl oder eine Verhaltensweise beschämt, abgelehnt oder ignoriert wurden…
(„Sei nicht so laut!“ „Das macht man nicht!“ „Bist du blöd?“… )
…oder wenn etwas aus anderen Gründen zu schmerzhaft war, um es bewusst zu fühlen,
spalten wir diese Inhalte von unserem bewussten Ich-Wahrnehmung ab

und verschieben sie ins Unbewusste.

Was sich im Unbewussten so tummelt
  • Emotionen, die nicht willkommen waren (Wut, Angst, Trauer… auch Freude!)

  • sozial unakzeptable Wünsche und Motivationen (z.B. der Wunsch nach Erfolg, Geld, Macht oder Sex; Motivationen wie Neid oder Gier; die Freude daran, andere zu verletzen oder sich als Opfer darzustellen…)

  • wichtige Fähigkeiten (Intuition, Kreativität, Sprachenlernen, Singen, Umsetzungskraft, Bedürfnisse spüren und ausdrücken, klare Kommunikation, Grenzen setzen…)

  • ...und mit alledem ein riesiger Anteil unserer Lebenskraft und Lebensfreude.


Dann sagen wir oft noch als Erwachsene: „So bin ICH doch nicht!“ „Das würde ich niemals tun!“ „Wie kannst du nur so etwas über mich denken!“
Oder auch: „Das kann ich nicht“, „das schaffe ich nie“, „das ist unmöglich“,
Oder: „das darf man nicht“, „das ist falsch/böse“ „so Leute verstehe ich nicht“.

Wichtig ist:

„Unbewusst“ heißt NICHT „negativ“!

In deinen abgespaltenen Anteilen verbergen sich ungeahnte Schätze – die du heben kannst, wenn du sie zu dir ins Bewusstsein zurückholst (integrierst).

Doch solange diese Anteile unbewusst sind, haben sie eine große Macht über uns:

  • Unbewusste Anteile begegnen uns in nervigen Gewohnheiten, Selbstzweifeln und Entscheidungsschwierigkeiten (= Konflikte zwischen verschiedenen Anteilen) und wiederholten Lebenssituationen, die wir bewusst gar nicht wollen.

  • Unbewusste Anteile können uns quasi „übernehmen“,

    • so dass wir nicht merken, dass wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten (aber bei anderen bemerken wir es umso mehr…),

    • so dass wir uns wie gezwungen fühlen, immer wieder das Gleiche zu tun, ohne zu verstehen warum oder es überhaupt zu wollen,

    • so dass wir uns manchmal gar fragen „Was hat mich denn da geritten?!“

  • Anteile, die wir an uns nicht sehen, projizieren wir auf andere und lassen uns davon „triggern“.
    Das macht echte Kommunikation unmöglich und lässt Konflikte eskalieren – einfach weil wir andere Menschen nicht so sehen können, wie sie sind, sondern durch die verzerrte Brille unserer unbewussten Anteile.

  • Emotionen, die wir nicht bewusst spüren, sind nicht weg, sondern äußern sich „hintenrum“: Durch Verhaltensweisen, die Drama schaffen und eskalieren lassen (z.B. passive Aggressivität, Lästern, emotionale Erpressung, Rückzug…);
    sowie durch
    Stress, Depression und Burnout bis hin zu körperlichen Verspannungen und Krankheiten.


Träume sind dazu ein unschätzbarer Wegweiser, um unbewusste Anteile ins Licht des Bewusstseins zu holen – und ihre immense Energie freizusetzen!

PRAXIS:
Welche Anteile von dir selbst kennst du? Welche Namen würdest du ihnen geben?
Liste typische Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen von ein paar Anteilen von dir auf (2-5 Stück, je nachdem wie viel Zeit du dir nehmen willst).