Traumsymbole entschlüsseln: Die Alien-Methode

Träume entschlüsseln: Die ersten Schritte


Traumsymbole sind immer VIELSCHICHTIG! Man kann sie nicht einfach eins zu eins zuordnen.
Bei jedem Symbol gibt es drei Ebenen zu betrachten:

1. Persönliche Assoziationen
2. Beschreibung (Rolle, Funktion)
3. Archetypische Dimension.


Und so geht's in der Praxis:

Traumsymbole entwirren: Die ALIEN-METHODE ;-)
  • Beschreibe Satz für Satz die Handlungen und Gefühle des Traum-Egos.
    Lasse unter jedem Satz etwas Raum für weitere Zeilen.

    • In der Praxis mache ich das so: Wenn ich morgens einen Traum aufschreibe, sieht das ziemlich krakelig aus ;-) Ich übertrage den Text also später in eine geeignete App auf dem Smartphone (z.B. Google Notes). Dabei nutze ich die Sprache-zu-Text-Funktion - geht schneller als tippen.
      Das hat den Vorteil, dass ich dann nach Belieben Platz zwischen den Zeilen und Kommentare einfügen kann.
      Außerdem kann ich dann später meine Träume nach Traumsymbolen durchsuchen - sehr spannend, wenn du deine innere Entwicklung nach einiger Zeit nachvollziehen willst!

  • Unterstreiche nun zunächst die konkreten Elemente des Traums:

    • Orte, Dinge, Traumfiguren (Menschen, Tiere, Pflanzen oder andere Lebewesen), sowie Handlungen.

  • Beschreibe diese Elemente jeweils, als würdest du sie einem Alien erklären, das absolut nichts über die Erde weiß. Beachte dabei 3 Ebenen:

    • Persönliche Assoziationen:

      • Wenn ein Mensch oder Tier oder eine Pflanze, ein Gegenstand oder ein Ort auftaucht: Was verbindest du damit persönlich? was bedeutet er für dich? Was fühlst du ihm gegenüber? Was hast du mit ihm zuletzt erlebt?

      • Wenn ein Tier oder eine Pflanze, ein Gegenstand… eine Rolle spielt: Was verbindest du damit, was fühlst du dem gegenüber?

      • Wenn ein bestimmter Ort eine Rolle spielt: Wer bist oder warst du an diesem Ort, wie fühlst / fühltest du dich dort? Was bedeutet er für dich?

    • Beschreibung / Funktionen / Rollen:

      • Beispiel: Was ist die Rolle eines Polizisten?

        • Eine mögliche Antwort könnte sein: Er setzt Regeln durch, die andere aufgestellt haben, nicht ich selbst.

      • Beispiel: Was ist die Funktion einer Brotbackmaschine?

        • Sie erhitzt einzelne, rohe, ungenießbaren Zutaten, wodurch sie "verschmelzen", so daraus etwas Neues wird: Brot – etwas Essbares.

    • Archetypische Elemente:

      • Erinnert dich etwas im Traum an alte Mythen, Märchen, Legenden oder heilige Bücher? Spielen geometrische Muster, Zahlen, Planeten etc. eine Rolle?

      • Archetypen sind Grundmuster des kollektiven Unbewussten. In ihnen spiegeln sich universelle Entwicklungsprozesse, Lebenssituationen und Beziehungsmuster.
        Sie begegnen uns z.B. in Mythen, Märchen und Legenden; im Tarot, in den Planeten und Sternzeichen der Astrologie; sowie in den Göttern, Geistern, Krafttieren, Symbolen verschiedener Kulturen.

      • Recherchiere ggf. die archetypische Bedeutung solcher Elemente, doch schau, dass du unter die Oberfläche schaust - Schlangen stehen nicht bloß für Verführung und Drachen sind nicht bloß Monster!
        Es lohnt sich, sich mit Mythen zu beschäftigen, die aus vor-patriarchaler Zeit stammen. Ein möglicher Einstieg: "Die Wolfsfrau: Die Kraft der weiblichen Urinstinkte" von Clarissa Pinkola Estés.


PRAXIS:


Setze die eben beschriebene Methode mit einem Traum von dir um:

  • Finde zu den wichtigsten Traum-Elementen persönliche Assoziationen, Beschreibungen und ggf. archetypische Dimensionen.

  • Dann setze die Beschreibungen in den ursprünglichen Traum-Text ein.

  • Dann schau, ob du bereits Parallelen zu deinem wachen Leben entdeckst!


Beispiel

Der Traum: Schlittschuhtanz mit Hindernissen.

Ich tanze eine Art Bauchtanz auf Schlittschuhen, gemeinsam mit einer Gruppe. Wir bewegen uns koordiniert vorwärts. Es ist eine Art Show, doch ob ein Publikum da ist, ist unklar. Ich bin sehr geschickt, mache ausladende Drehungen und fühle mich sexy und voller Freude, magnetischer Anziehungskraft und Liebe.
Dann kommen andere Leute dazu, um mitzutanzen. Ich habe nun weniger Platz, und auf dem Boden liegt jetzt ein Teppich. Das alles nervt mich, doch ich versuche genauso wie bisher weiter zu tanzen.

  • Tanzen:

    • Persönliche Assoziationen: Ich tanze viel und gerne. Ich habe jahrelang Bauchtanz gelernt und bin ein paarmal mit Begeisterung auf Shows aufgetreten.

    • Beschreibung: Bewegung zum Spaß oder um einem Publikum eine Emotion oder eine Bedeutung zu vermitteln.

    • Archetypische Dimensionen: Tempeltänzerin, Tanz als heilige Kunst, Freude an weiblicher Schönheit und Macht

  • Schlittschuhe:

    • Persönliche Assoziationen: Ich bin 3-4 mal in meinem Leben Schlittschuh gelaufen, ich fand es extrem anstrengend und war nicht sehr geschickt. Einmal habe ich mich beim Schlittschuhlaufen am Kopf verletzt.

    • Beschreibung: Spezielle Schuhe, mit denen man auf glattem Boden gleiten kann. Manche tun das zum Spaß, andere als Sport oder für Shows. Durch die Kufen hat man nicht so viel Bodenkontakt wie mit normalen Schuhen und man braucht viel Kraft und Geschick, um darauf das Gleichgewicht zu halten.

    • Archetypische Dimensionen fallen mir keine ein.

  • Show:

    • Persönliche Assoziationen: Wenn ich die Gelegenheit bekomme - was selten geschieht - trete ich gerne mit etwas auf, was ich kann.

    • Beschreibung: Menschen zeigen etwas, was sie können, um in anderen Menschen Emotionen und Inspiration hervorzurufen.

    • Archetypische Dimensionen: Mein Sternzeichen ist Löwe - tief in mir bin ich wohl einfach eine Rampensau ;-)

  • Teppich:

    • Persönliche Assoziationen: Ich habe einen sehr schönen Teppich, und wäre ziemlich entsetzt, wenn den jemand mit Schlittschuhen kaputtmachen würde.

    • Beschreibung / Funktion: Ein Teppich ist aus weichem Stoff, schmückt den Boden, wärmt die Füße. Mit Schlittschuhen könnte man nicht auf einem Teppich gleiten.

So weit so gut. Jetzt setze ich die Assoziationen in den ursprünglichen Traum-Text ein und schaue, was herauskommt:

Ich bewege mich zum Spaß und um Emotion und Inspiration zu vermitteln. In einer Gruppe bewegen wir uns koordiniert vorwärts. Wir haben viel Platz.
Dabei habe ich spezielle Schuhe an, mit denen man auf glattem Eis gleiten kann, die den Bodenkontakt verringern, und für deren Gebrauch man viel Kraft und Geschick braucht. Trotzdem bin ich dabei geschickt und fühle mich sexy und voll Freude, magnetischer Anziehungskraft und Liebe.
Dann kommen andere Leute dazu, um mitzutanzen. Ich habe nun weniger Platz. Auf dem Boden liegt jetzt ein schöner weicher Bodenschmuck, auf dem die Schlittschuhe nicht gleiten können, auf dem ich sie also eher ausziehen müsste. Das alles nervt mich, doch ich versuche genauso wie bisher weiter zu tanzen.

Jetzt könnte ich nach Parallelen zum wachen Leben schauen!
Dabei gilt es natürlich im Blick zu behalten, dass der Traum-Gestalter uns meist etwas über uns mitteilen will, dass wir bewusst noch nicht sehen. Also:

  • Inwiefern bewege ich mich zum Spaß und um Emotion und Inspiration zu vermitteln? Wann bewege ich mich gemeinsam mit anderen vorwärts? ...bzw. inwiefern ist das mein Wunsch oder eine Möglichkeit?

    • In der Tat ist es schon lange mein Wunsch, gemeinsam mit anderen "etwas voranzubringen", das andere emotional berührt und inspiriert und dabei eine Menge Spaß macht. Sei es Coaching, sei es ein Gemeinschaftsprojekt, Veranstaltungen etc.

  • Inwiefern fühle ich mich "auf Glatteis"? Habe oder brauche ich viel Platz um mich? Inwiefern habe ich wenig Bodenkontakt? Fühle ich mich bei meinen "Tänzen" im Leben kompetent, kraftvoll, geschickt? Sexy, magnetisch, freudig, liebevoll?

    • In der Tat fühle ich mich im Kontakt mit Menschen manchmal "auf Glatteis", habe viel Freiraum und befürchte manchmal, dass meine Vorstellungen von Gemeinschaft nicht "auf die Erde kommen" könnten.

    • Kompetent, geschickt, freudig und liebevoll fühle ich mich z.B. wenn ich tanze (aber nicht auf Schlittschuhen ;-) ), wenn ich Menschen coache, und wenn ich singe, wenn ich die Inspiration habe um Gedichte oder Artikel zu schreiben.

    • Magnetisch und sexy fühle ich mich eher selten; aber der Traum scheint zu sagen, dass auch dieses Potential in mir steckt! Ebenso das Potential, gemeinsam mit anderen Menschen andere zu inspirieren.

  • Wann versuche ich "weiter wie bisher zu tanzen", obwohl die Umstände nicht (mehr) passend sind? Wie geht es mir dabei?

    • In der Tat kenne ich von manchmal mir die Tendenz, Situationen kontrollieren zu wollen, und nicht rechtzeitig zu erkennen, wenn eine Idee von mir nicht funktioniert. Und das verschwendet meine Energie.

Ich könnte an dieser Stelle also vermuten, dass der Traum mir einerseits ein mögliches Potential zeigt, das mir offensteht - und andererseits Tendenzen, die dem im Weg stehen.

Im nächsten Teil schauen wir uns an, wie wir aus Träumen verborgene Überzeugungen herausfinden können!