Noch ein Beispiel-Traum:
Die Prüfung


Bitte schön, hier gibt's noch ein Beispiel: Ein Traum vom Sommer 2025.
Ich schreibe eine Prüfung bei Captain Picard. Nach kurzer Zeit bin ich fast fertig. Kurz vor dem Abgeben der Prüfung fällt mir auf, dass man auf der letzten Seite sieht, dass ich etwas abgeschrieben hatte. Also streiche ich diese Sätze durch und will meine eigenen Formulierungen darunter schreiben. Schließlich kann man vor lauter Korrekturen kaum noch was lesen. Ich ärgere mich extrem darüber.
Prüfung:
Persönliche Assoziation: Ich habe üblicherweise keine Prüfungsangst. Ich war zu der Zeit des Traums nicht in einer Prüfungssituation.
Beschreibung: In einer Prüfung beweist man seine Fähigkeiten. Je weniger Fehler man macht, desto besser wird man benotet. Wenn man eine gute Note bei einer Prüfung bekommt, bekommt man zusätzliche Anerkennung oder Rechte.
Archetypische Dimension: In Legenden kommen Prüfungen öfters vor (Rätsel lösen etc.), bevor der Held eine neue Stufe der Erfahrung betreten kann.
Captain Picard
Persönliche Assoziation: Ich habe früher die Serie Star Trek geliebt. Den Charakter Picard fand ich an sich nicht unbedingt den interessantesten.
Beschreibung: Picard ist der Captain eines Raumschiffes, das ferne Welten erforscht. Er hat Charaktertiefe, Führungsqualitäten und Fähigkeiten, die man seinem eher langweiligen Äußeren nicht ansieht.
Archetypische Dimension: Die Figur könnte für einen weisen Anführer stehen - einer der nicht durch Kontrolle oder Angst führt, sondern durch Kompetenz und Charisma der leisen Art. Er könnte für ein Vorbild mit positiven männlich assoziierten Qualitäten stehen.)
Korrektur
Persönliche Assoziation: Das erinnert mich an eine Situation, wo ein Vortragender mich von oben herab vor vielen Leuten lächerlich machte - wegen einer Umfrage, die ich aus ganz ähnlichen Gründen unordentlich ausgefüllt hatte.
Beschreibung: Eine Korrektur macht man, um einen Fehler auszubessern.
Archetypische Dimension: Keine erkennbar
Wenn ich die Beschreibungen jetzt (in Kurzform) in den Traum einsetze und den Text zusammenfasse, kommt folgendes heraus:
Der Traum - neu geschrieben:
Ich will Anerkennung von einem Mann, den ich als Vorbild, weisen Anführer und Forscher sehe, indem ich meine Fähigkeiten beweise und möglichst wenige Fehler mache.
An einer Stelle hatte ich einen Satz von woanders kopiert. Diesen "Fehler" will ich beheben, indem ich das Alte durchstreiche und Eigenes hinschreibe, doch dadurch wird alles unordentlicher. Ich ärgere mich.
Schon jetzt kann ich also beginnen, nach Parallelen zum wachen Leben zu fragen:
Wann suche ich nach Anerkennung von Leuten, die ich als über mir stehend betrachte?
Wann versuche ich wie perfektionistisch kleinste Fehler zu korrigieren und mache damit alles schlimmer?
Wann meine ich, Fähigkeiten beweisen zu müssen (statt einfach selbst etwas Neues zu erforschen bzw. die Führung zu übernehmen)?
Überzeugungs-Detektivspiel
Als nächstes lass uns die verborgenen Überzeugungen des Traum-Ego herausfinden! Dazu schauen wir uns dessen Ziele an, und warum es so handelt und fühlt wie es das eben tut. Also nochmal der umgeschriebene Text:
Ich will Anerkennung von einem Mann, den ich als Vorbild, weisen Anführer und Forscher sehe, indem ich meine Fähigkeiten beweise und möglichst wenige Fehler mache.
An einer Stelle hatte ich einen Satz von woanders kopiert. Diesen "Fehler" will ich beheben, indem ich das Alte durchstreiche und Eigenes hinschreibe, doch dadurch wird alles unordentlicher und man kann kaum noch etwas lesen. Ich ärgere mich.
Was will das Traum-Ego erreichen?
Sie will Anerkennung. Sie will ihre Fähigkeiten beweisen und möglichst wenig Fehler machen.
Sie will unbedingt die Prüfung bestehen und einen guten Eindruck hinterlassen.
Warum streicht das Traum-Ego etwas durch und will Eigenes hinschreiben? Was glaubt sie über sich, andere, die Situation?
Nur wenn ich alles selbst und fehlerlos mache, werde ich anerkannt.
Alles selbst zu machen, beweist meinen Wert.
Und andererseits auch: Mein eigener, authentischer Stil ist wertvoller als etwas Kopiertes.
Ich "bestehe" nur, wenn ich alles richtig mache.
Warum ärgert sich das Traum-Ego so? Was sind mögliche Überzeugungen dahinter?
Details und äußere Präsentation entscheiden, ob ich gesehen und anerkannt werde.
Ich kann so viel, doch nur wegen der äußeren Form wird es nicht gesehen.
Ich muss mich beweisen, sonst bekomme ich nicht die Chance das zu tun was ich will.
Ich muss "bestehen", um das Recht auf irgendetwas zu haben.
Ich muss beweisen, dass ich überhaupt hier sein darf.
Sind diese Überzeugungen hilfreich, um die Ziele des Traum-Egos zu erreichen?
Nein, denn dadurch setzt sie sich selbst unter Druck und macht letzten Endes alles schlimmer.
Wo kommen solche Überzeugungen in meinem wachen Leben vor?
In der Tat musste ich hier ziemlich überlegen, denn mein bewusstes Ego hält sich eigentlich gar nicht für perfektionistisch und weist die Idee weit von sich, irgendwas beweisen zu müssen!
Doch dann fielen mir Situationen ein, die sich ziemlich ähnlich wie der Traum anfühlen.
z.B. wenn ich ewig über Beiträgen brüte und mich ärgere, dass andere viel mehr online sichtbar sind als ich...
oder wenn ich eine Sprachnachricht zehnmal neu aufnehme, nur weil ich an einer Stelle zu schnell gesprochen hatte.
----------------------------
Geschafft! Als nächstes kommt der eigentliche transformative Teil :-D

Transformatorium
Manuela Kuhar
E-Mail: mkuhar[at]transformatorium.space
© 2025. All rights reserved.
Du findest mich auch auf Telegram, YouTube, Spotify und Medium:
